Forschung Knie 19. Juni 2025
Pujol et al. (2025)

Rehabilitation nach Operationen am Meniskus: 2024 Konsens über bewährte Praktiken für die postoperative Physiotherapie (Meniskektomie, Reparatur und Rekonstruktion)

rehabilitation des meniskus nach einer operation

Einführung

Dies ist der erste von zwei Artikeln, die sich mit den neuesten evidenzbasierten Ansätzen für die Rehabilitation des Meniskus nach einer Operation befassen, wobei der Schwerpunkt in diesem Teil auf dem Management nach Meniskektomie, Reparatur und Rekonstruktion liegt. Die VERLAUFSKONTROLLE wird sich mit der konservativen Behandlung von Rissen des Meniskus befassen und so einen umfassenden Leitfaden für die klinische Praxis bieten.

Die Operation des Meniskus gehört nach wie vor zu den am häufigsten durchgeführten orthopädischen Eingriffen, doch die Rehabilitationsprotokolle variieren stark - oft beeinflusst durch die Präferenz des Chirurgen, regionale Praktiken oder überholte Traditionen. Die zeitgenössische chirurgische Philosophie hat sich dahingehend verschoben, dass die Erhaltung des Meniskus (Reparatur und Rekonstruktion) der Meniskektomie vorgezogen wird, was aktualisierte evidenzbasierte Rehabilitationsstrategien erforderlich macht, die diese sich entwickelnden Ansätze widerspiegeln. Klare Leitlinien für die postoperative Versorgung - insbesondere für die Progression, das Belastungsmanagement und die funktionelle Genesung - fehlten jedoch bisher.

Der erste Teil des Konsenses, der hier besprochen wird, enthält praktische, operationsspezifische Empfehlungen zur Optimierung der Genesung nach Meniskusoperationen, während der zweite Teil, der nächste Woche veröffentlicht wird, sich mit der Prävention, der nicht-operativen Versorgung und den Kriterien für die Rückkehr zum Sport befasst. Durch die Verknüpfung von Forschung und klinischer Anwendung ermöglicht dieser Konsens Physiotherapeut/innen, über anekdotische Praktiken hinauszugehen und sich an weltweit anerkannten Standards zu orientieren.

Methoden

Um die ersten einheitlichen EU-US-Leitlinien für die Rehabilitation des Meniskus nach einer Operation zu entwickeln, haben die Europäische Gesellschaft für Sporttraumatologie und Arthroskopie (ESSKA), die Amerikanische Orthopädische Gesellschaft für Sportmedizin (AOSSM) und die Amerikanische Akademie für Sportphysiotherapie (AASPT) ein Gremium aus orthopädischen Chirurgen, Physiotherapeut/inn/en und Sportmedizinexperten aus Europa und den USA einberufen. Ihr Ziel war es, Lücken in den Protokollen zur Rehabilitation des Meniskus nach Operationen zu schließen - von der Meniskektomie bis hin zur Reparatur und Rekonstruktion - und dabei einen evidenzbasierten Konsens zu erzielen.

Ein transparenter, zweistufiger Ansatz

Im Rahmen des Projekts wurde eine bewährte Methode aus früheren ESSKA-Konsensbemühungen genutzt:

Entwicklung der Fragen: Ein klinisches Expertengremium ermittelte zunächst kritische Prioritäten für die Rehabilitation von Meniskusverletzungen. Anschließend wertete ein unabhängiges Literaturrecherche-Team systematisch 395+ Studien aus MEDLINE, Web of Science und Scopus (ohne zeitliche Einschränkungen) aus, um die vom klinischen Gremium formulierten spezifischen Forschungsfragen zu beantworten

Einstufung der Evidenz: Auf der Grundlage der von der "Fragengruppe" aufgeworfenen Fragen wurden Empfehlungen ausgearbeitet und nach dem Grad der Evidenz (LOE) klassifiziert, von Grad A (hohe wissenschaftliche Unterstützung), Grad B (wissenschaftliche Vermutungen), Grad C (geringe wissenschaftliche Unterstützung bis Grad D (Expertenmeinung).

Bei der Entwicklung der Leitlinie wurde eine strenge Methodik angewandt. Zunächst bewertete ein unabhängiges Bewertungskomitee 29 klinische Aussagen (zu 19 Schlüsselfragen der Rehabilitation nach Operationen am Meniskus) anhand einer standardisierten 9-Punkte-Likert-Skala zur Beurteilung der wissenschaftlichen Validität und der klinischen Anwendbarkeit. Die anfänglichen Konsenskriterien verlangten eine mittlere Punktzahl ≥7 für die Aufnahme einer Aussage.

Aussagen, die unter diesen Schwellenwert fielen (Medianwert <7), wurden einer zweiten Runde der gezielten Verfeinerung unterzogen. Nach diesem iterativen Prozess und der endgültigen Genehmigung durch die Leitungsgremien von ESSKA, AOSSM und AASPT wurden die endgültigen klinischen Praxisleitlinien für die weltweite Umsetzung optimiert.

Die folgende Abbildung zeigt das Klassifizierungssystem für Meniskusrisse, das für diese Konsensleitlinie verwendet wurde.

rehabilitation des meniskus nach einer operation
von: Pujol et al., Knie Surg Sports Traumatol Arthrosc (2025)

Ergebnisse

Die Leitlinien zur Rehabilitation sind in den Tabellen 1 und 2 aufgeführt.

rehabilitation des meniskus nach einer operation
von: Pujol et al., Knie Surg Sports Traumatol Arthrosc (2025)
rehabilitation des meniskus nach einer operation
von: Pujol et al., Knie Surg Sports Traumatol Arthrosc (2025)

Rehabilitation nach partieller Meniskusentfernung

Derzeit gibt es kein standardisiertes, evidenzbasiertes Rehabilitationsprotokoll nach partieller Meniskektomie, es wird jedoch ein kriterienbasierter Ansatz mit Schwerpunkt auf funktionellen Meilensteinen empfohlen. Die Patienten dürfen in der Regel sofort voll belastet werden (FWB) und den vollen BEWEGUNGSUMFANG wie toleriert nutzen, mit Symptomkontrolle (Grad C).

Signifikante Ergüsse sind postoperativ zwar selten, können aber bei bestimmten Bevölkerungsgruppen - wie älteren Menschen, Patienten mit hohem BMI oder Patienten mit Begleiterkrankungen - auftreten und zu einer Quadrizeps-Hemmung führen, die möglicherweise vorübergehend Hilfsmittel erforderlich macht (Grad D).

Zur Behebung von Defiziten bei der Kraft und der neuromuskulären Kontrolle sollte die Rehabilitation neuromuskuläre Elektrostimulation (NMES), Übungen mit offener kinetischer Kette und Übungen mit geschlossener kinetischer Kette umfassen, ähnlich wie bei Protokollen nach VKB-Rekonstruktion (Grad C). Übereinstimmung: Mittelwert 8,4 ± 1,45, Median 8 (5-9), Relative Übereinstimmung.

Beim Vergleich der medialen mit der lateralen partiellen Meniskektomie gibt es keine unterschiedlichen Protokolle für die Rehabilitation. Bei lateralen Meniskektomien können jedoch mehr postoperative Komplikationen auftreten, einschließlich anhaltender Schwellungen, Schmerzen und eines höheren Risikos einer frühzeitigen Chondrolyse, was die Rückkehr zu hochbelastenden Aktivitäten im Vergleich zu medialen Meniskektomien verzögern kann (Grad D). Übereinstimmung: Mittelwert 7,8 ± 1,36, Median 8 (5-9), Relative Übereinstimmung.

Bezüglich traumatischer und degenerativer Meniskusläsionen (DML) gibt es keine Evidenz für unterschiedliche Rehabilitationsprotokolle. Bei Patienten mit degenerativen Läsionen kann die Progression in der Reha jedoch aufgrund von Faktoren wie Alter, Gewebequalität und damit verbundener degenerativer Gelenkverschleißerscheinungen langsamer verlaufen (Grad D). Übereinstimmung: Mittelwert 8,3 ± 1,51, Median 8 (5-9), Relative Übereinstimmung.

Bei den Empfehlungen zur Gewichtsbelastung wird betont, dass die volle Gewichtsbelastung unmittelbar nach der Operation erlaubt ist (Grad A), obwohl einige Patienten vorübergehend von Krücken profitieren können, bis sich der Gang normalisiert (Grad D). Übereinstimmung: Mittelwert 8,4 ± 1,00, Median 8 (5-9) Relative Übereinstimmung).

Die Dauer der Rehabilitation variiert, wobei die meisten Leitlinien einen Zeitrahmen von 4 bis 12 Wochen für die Rückkehr zum Gehen, zur Arbeit und zum Sport vorschlagen. Die Genesung sollte sich jedoch eher an funktionellen Meilensteinen orientieren (z. B. Abklingen des Ergusses, wiederhergestelltes ROM, angemessene Quadrizeps-Kraft und neuromuskuläre Kontrolle) als an strengen zeitlichen Kriterien (Grad B). Anhaltende Symptome wie Schmerzen, rezidivierende Ergüsse, Steifigkeit, funktionelle Instabilität, mechanische Symptome oder Anzeichen einer Infektion/DVT rechtfertigen eine Überweisung an den Chirurgen (Grad B). Werden die erwarteten klinischen Meilensteine nicht erreicht, sollte ebenfalls eine Neubewertung vorgenommen werden (Note D). Übereinstimmung: Mittelwert 7,8 ± 1,02, Median 8 (5-9), Relative Übereinstimmung.

Rehabilitation nach einer Meniskusreparatur

Es gibt zwar kein einzelnes evidenzbasiertes Rehabilitationsprotokoll, das sich als überlegen erwiesen hat, doch sollte die postoperative Rehabilitation auf mehrere Faktoren abgestimmt werden: Art und Lage des Risses, Gewebequalität und Vaskulärität, chirurgische Reparaturtechnik und patientenspezifische Faktoren, die die Heilung beeinflussen können (Note D).

Für isolierte Meniskusreparaturen gibt es keine stichhaltigen Evidenzen, die für spezifische Protokolle oder ergänzende Therapien sprechen. Wird die Meniskusreparatur jedoch zusammen mit anderen Verfahren (wie der VKB-Rekonstruktion) durchgeführt, kann die neuromuskuläre elektrische Stimulation (NMES) die frühzeitige Reaktivierung des Quadrizeps unterstützen (Note D).

Empfohlen wird ein kombinierter zeit- und kriterienbasierter Ansatz, wobei die Behandlung des Ergusses in den Plan einbezogen wird. Die Dauer der Rehabilitation variiert je nach Art des Risses - vertikale Risse erfordern in der Regel mindestens 4 Monate, während komplexe, radiale Risse, Wurzelrisse (bei denen sich der Meniskus von seinem tibialen Ansatz löst) oder horizontale Risse eine strukturierte Rehabilitation von 6-9 Monaten erfordern können (Grad D). Übereinstimmung: Mittelwert 8,3 ± 1,59, Median 8 (5-9), Relative Übereinstimmung.

Riss-spezifische Rehabilitation Progression

Die Lage und Stabilität des Risses beeinflussen die Progression der Reha erheblich. Vertikale Längs Risse erlauben oft eine volle Belastung mit eingeschränktem ROM für 6 Wochen, während komplexe, horizontale, radiale und Wurzelreparaturen typischerweise 4-6 Wochen mit eingeschränkter Belastung und ROM Einschränkungen erfordern (Grad C). Läsionen an der Rampe, die häufig mit Verletzungen des VKB einhergehen, werden mit dem primären Verfahren behandelt (Grad C).

Im Gegensatz zur partiellen Meniskektomie, die sich allein auf Meilensteine stützt, muss die Reha für Meniskusreparaturen ein Gleichgewicht zwischen den zeitlichen Phasen der Heilung und den funktionellen Kriterien herstellen: Erguss, ROM, Quadrizeps-Kraft, neuromuskuläre Kontrolle (Note D). Übereinstimmung: Mittelwert 7,2 ± 1,96, Median 8 (5-9), Relative Übereinstimmung.

Einschränkungen bei der Ausübung

Bestimmte Bewegungen sollten vermieden werden, um das heilende Gewebe zu schützen. Tiefe Kniebeugen, Sprünge und Rotationsbelastungen des Knies sind für mindestens 4 Monate kontraindiziert. Bei vertikalen Längs Rissen wird eine kontrollierte Progression angeraten:

  • Wochen 4-8: Mini-Kniebeugen bis zu einer Flexion von 30°
  • Wochen 8-12: Progression bis zur 45° Flexion
  • Wochen 13-16: Fortschreiten bis zur 60-90° Flexion (Grad D).

Übereinstimmung: Mittelwert 7,6 ± 1,34, Median 8 (5-9), Relative Zustimmung.

Medial vs. Lateral Reparaturen

Die Rehabilitationsprotokolle sind für mediale und laterale Reparaturen ähnlich, wobei die Art des Risses (z. B. radial, root, vertikal) den primären Einflussfaktor für die Progression darstellt und nicht die Meniskuslateralität (Grad C). Übereinstimmung: Mittelwert 7,8 ± 1,70, Median 8 (5-9), Relative Übereinstimmung.

Phasen und Kriterien der Rehabilitation

Die Rehabilitation des Meniskus nach einer Operation sollte in Phasen des Schutzes, der Wiederherstellung und der Wiederherstellung der Aktivität gegliedert sein, mit klaren Richtwerten für die Progression:

  • Wiederherstellungsphase: Wird eingeleitet, sobald der Patient ein nahezu vollständiges passives ROM, einen minimalen Erguss und eine neuromuskuläre Kontrolle des Quadrizeps erreicht hat.
  • Phase der Rückkehr zur Aktivität: Erfordert volle aktive Beweglichkeit, ≥80% Kraft im Vergleich zur kontralateralen Extremität und stabile einbeinige dynamische Kontrolle.die Kraft sollte in jeder Phase objektiv mit isokinetischer oder handgehaltener Dynamometrie (Grad D) bewertet werden.

Übereinstimmung: Mittelwert 7,9 ± 1,44, Median 8 (5-9), Relative Zustimmung.

Gleichzeitige VKB Rekonstruktion

Wenn eine Meniskusreparatur mit einer VKB-Rekonstruktion durchgeführt wird, folgt die Reha ähnlichen Grundsätzen, kann aber die Rückkehr zum Sport (RTS) aufgrund der Genesung des VKB verzögern. Die meisten stabilen vertikalen Risse führen nicht zu einer Änderung der Standard-VKB-Rehabilitation, allerdings können Reparaturen, die eine Gewichtsbelastung oder ROM-Einschränkungen erfordern, das Protokoll ändern (Grad C).

Postoperative Vorsichtsmaßnahmen

  • Gewichtsbelastung: Je nach Art des Risses ist bei einigen Reparaturen eine Teilbelastung (PWB) oder eine Nicht-Belastung (NWB) für 4-6 Wochen erforderlich, während bei anderen ein sofortiges Gehen mit Krücken zur Normalisierung des Gangbildes möglich ist (Grad C).
  • ROM-Einschränkungen: Je nach Stabilität des Risses häufig für 4-6 Wochen auferlegt.
  • Versteifung: Die Verwendung einer gesperrten oder weichen Bandage kann in bestimmten Fällen angezeigt sein, die Evidenz ist jedoch begrenzt (Grad C).

Übereinstimmung: Mittelwert 8,1 ± 1,39, Median 9 (6-9), Relative Zustimmung.

Rehabilitation nach Meniskus Rekonstruktion (Transplantation oder Gerüst)

Die Rehabilitation nach einer Meniskus-Rekonstruktion - ob mit gerüstbasierten Techniken (synthetisches Implantat) oder Allograft-Transplantation (von einem Spender stammend) - folgt ähnlichen Grundsätzen, wobei es keine signifikanten Unterschiede im Protokoll zwischen den beiden Ansätzen gibt (Note D).

Der Prozess sollte sowohl zeitbasierte Phasen der Heilung als auch eine kriterienbasierte Progression umfassen, wobei zu berücksichtigen ist, dass die Genesung oft länger als 12 Monate dauert, bevor eine Rückkehr zum Sport (RTS) in Betracht gezogen wird. Übereinstimmung: Mittelwert 7,6 ± 1,82, Median 8 (5-9), Relative Übereinstimmung.

Der empfohlene Ansatz kombiniert zeit- und kriteriengestützte Meilensteine, die in drei Phasen gegliedert sind:

  • Schützende Phase (früh): Keine Gewichtsbelastung (NWB) für 6 Wochen. (Grad C)
  • Wiederherstellungsphase (intermediär): Allmähliche Progression bis zur vollen Belastung (FWB) nach 8 Wochen. (Grad C). Übereinstimmung für beide Aussagen: Mittelwert 8,1 ± 1,46, Median 9
  • Rückkehr zum Sport (RTS): Nicht vor 12 Monaten (Note D). Zustimmung: Mittelwert 8,4, Median 9 (7-9), starke Zustimmung

Diese Protokolle gelten gleichermaßen für mediale und laterale Rekonstruktionen des Meniskus (Grad D). Übereinstimmung: Mittelwert 7,9 ± 1,00, Median 8 (6-9), Relative Übereinstimmung.

Bei der Progression unter Belastung ist strikte Vorsicht geboten, da eine vorzeitige Belastung das Risiko einer Transplantat-Extrusion erhöht. Die derzeitige Evidenz spricht für die Beibehaltung des Status der Nicht-Belastung (NWB) für die ersten 6 postoperativen Wochen, gefolgt von einer allmählichen Belastung, die sich ausschließlich auf Übungen zur Streckung des Knies beschränkt (Grad C).Übereinstimmung: Mittelwert 8,1 ± 1,46, Median 9 (7-9), starke Übereinstimmung.

 Gleichzeitig sollte der Bewegungsumfang während der NWB-Periode auf 90 Grad FLEXION eingeschränkt werden, wobei diese Parameter auf der Grundlage begleitender Verfahren modifiziert werden können (Grad D) Übereinstimmung: Mittelwert 8,1 ± 1,21, Median 8 (6-9), Relative Übereinstimmung.

 Bezüglich der Versteifung fand der Konsens eine unzureichende Evidenz, um eine routinemäßige Anwendung zu empfehlen, so dass diese Entscheidung der Präferenz des Chirurgen und fallspezifischen Erwägungen überlassen bleibt (Grad D). Übereinstimmung: Mittelwert 8,3 ± 1,11, Median 9 (6-9), Relative Übereinstimmung.

Fragen und Gedanken

Die derzeitige Evidenz für die Rehabilitation des Meniskus nach einer Operation - ob Reparatur, Rekonstruktion oder Transplantation - ist nach wie vor begrenzt, wobei die meisten Empfehlungen eher auf einem Expertenkonsens als auf hochrangiger Forschung beruhen. Dieser Konsens bietet zwar einen strukturierten Rahmen, zeigt aber auch Lücken in unserem Wissen auf.

Die Konsenserklärungen sind zwar nicht immer evidenzbasiert, bieten aber durch die Synthese von Expertenwissen eine wertvolle klinische Orientierung. Ihre hohen Übereinstimmungswerte (z. B. Median 8-9/9 für Schlüsselempfehlungen) lassen auf einen pragmatischen Nutzen schließen, auch wenn sie den Bedarf an weiterer Forschung unterstreichen. Ein Beispiel:

  • Die frühe Reha-Phase (z. B. Einschränkungen der Gewichtsbelastung, ROM-Grenzen) ist relativ gut definiert und spiegelt eine breite klinische Ausrichtung wider.
  • Späteren Stadien, insbesondere RTS, fehlt es an Spezifität aufgrund der unterschiedlichen Ziele, Sportanforderungen und Heilungsverläufe der Patienten.

Der Konsens unterstreicht die Wirksamkeit der neuromuskulären elektrischen Stimulation (NMES) bei der Behandlung der postoperativen Quadrizeps-Hemmung nach einer Operation am Meniskus. Neue Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass die Therapie der Durchblutung (BFR) vergleichbare Vorteile bietet und eine vielversprechende Alternative für die Rehabilitation nach einer Operation am Meniskus darstellt. Für eine umfassende Analyse dieser Modalitäten empfehlen wir diesen Artikel.

Die Herausforderung bei der Rückkehr zum Sport

RTS-Protokolle sind besonders nebulös. Während Zeitrahmen (z. B. 4-12 Monate) vorgeschlagen werden, werden kriteriengestützte Meilensteine (Kraft, neuromuskuläre Kontrolle, sport-spezifische Tests) uneinheitlich angewandt. Diese Unklarheit macht es erforderlich:

  1. Bessere Bewertungsinstrumente: Validierte Fragebögen wie KOOS und Funktionstests sind ein Anfang, aber sie erfassen möglicherweise nicht die sportspezifische Bereitschaft.
  2. Kreative Problemlösung: Therapeuten müssen sich fragen: Was verlangt dieser Sport? Wie können wir die Kluft zwischen klinischer Genesung und dynamischer Leistung überbrücken? 
      • Beispiel: Ein Fußballspieler, der eine Reparatur des lateralen Meniskus hinter sich hat, benötigt möglicherweise progressive Übungen mit Schwerpunkt auf Schneiden, Schwenken und exzentrischer Belastung - Aufgaben, die in allgemeinen Protokollen nicht behandelt werden.
  3. Die Ungewissheit annehmen: Rehabilitation muss die Patienten auf die Unvorhersehbarkeit realer Aktivitäten vorbereiten. Dies erfordert eine abgestufte Exposition gegenüber Variabilität (z. B. unebene Oberflächen, reaktive Bewegungen), um die Widerstandsfähigkeit und das Selbstvertrauen des Gewebes zu stärken.

Vorwärts bewegen: Forschung und Reflexion

Die bevorstehende zweite Konsensüberprüfung soll diese Fragen vertiefen. Bis dahin können Therapeuten:

  • Befürworten Sie die Standardisierung: Verwendung bestehender Kriterien (z.B. ≥80% Gliedmaßensymmetrie, Gelenk ohne Erguss) bei gleichzeitigem Vorantreiben sport-spezifischer Benchmarks.
  • Dokumentiert Ergebnisse: Austausch von Falldaten, um eine Evidenzbasis für das Funktionieren (oder Scheitern) komplexer RTS-Szenarien zu schaffen.
  • Fokus auf patientenzentrierte Kreativität: Jenseits von Protokollen sollte sich die Reha an die physische und psychische Bereitschaft des Einzelnen anpassen und dabei Wissenschaft und klinische Intuition miteinander verbinden.

Während der Konsens ein Gerüst bietet, liegt es im Wesentlichen an den Therapeut/inn/en, die Brücke zwischen Genesung und voller Funktion zu bauen - ein Patient nach dem anderen.

Talk nerdy to me

Die Rehabilitation des Meniskus nach einer Operation zeichnet sich durch einen rigorosen Ansatz zur Minimierung von Verzerrungen und zur Synthese von klinischem Fachwissen aus. Bei dem Prozess wurden zwei wichtige methodische Fallstricke aktiv angegangen:

Um Selektionsverzerrungen zu minimieren (die Verzerrung, die bei der Auswahl nicht repräsentativer Stichproben auftritt), wurden strenge Auswahlkriterien angewandt und ein Gremium von über 100 Spezialisten - darunter orthopädische Chirurgen, Ärzte und Physiotherapeut/innen - aus den USA und Europa zusammengestellt. Der Prozess trennte die Lenkungsgruppe (Fragenentwicklung) von der Bewertungsgruppe (Evidenz-Bewertung), um eine Dominanz einzelner klinischer Perspektiven oder regionaler Praktiken zu verhindern. Durch diese Struktur wurde sichergestellt, dass unterschiedliche Standpunkte vertreten waren und nicht nur Experten mit ähnlichen Vorurteilen einbezogen wurden.

Confirmation bias (die Tendenz, Informationen zu bevorzugen, die bereits bestehende Überzeugungen bestätigen) wurde systematisch durch drei zentrale Mechanismen angegangen: (1) unabhängige Literaturrecherchen, die von einem speziellen Team unter Verwendung vordefinierter Suchstrategien durchgeführt wurden, (2) mehrere Runden strukturierter Diskussionen, in denen alle Bewertungen begründet werden mussten, und (3) transparente Archivierung aller unterstützenden und widersprüchlichen Evidenzen. Dies zwang die Experten dazu, sich mit kontroversen Perspektiven auseinanderzusetzen, anstatt selektiv auf Daten zu verweisen, die ihre Annahmen stützen.

Bei der Interpretation dieser Konsenserklärungen ist es wichtig zu verstehen, was diese Methodik garantiert und was nicht. Die hohen Übereinstimmungswerte (Median 8-9/9 für viele Empfehlungen) weisen auf eine starke klinische Übereinstimmung unter den Experten hin, sind aber nicht gleichbedeutend mit Evidenz auf hohem Niveau. In Bereichen, in denen es an aussagekräftigen Studien mangelt, stellen sie das derzeit beste Urteil des Fachgebiets dar. Der transparente Prozess bedeutet, dass wir genau sehen können, wie die Schlussfolgerungen zustande gekommen sind, aber Lücken in der zugrunde liegenden Forschung nicht kompensieren können.

Sie stellt den Goldstandard für die Konsensfindung dar, wenn endgültige Evidenz fehlt. Sie bietet einen vertrauenswürdigen klinischen Rahmen und zeigt gleichzeitig deutlich auf, wo weitere Forschung erforderlich ist - besonders wertvoll für komplexe Entscheidungen in der Rehabilitation, die ein individuelles Urteil erfordern. Die Stärke der Methode liegt nicht in der Beseitigung aller Unsicherheiten, sondern in der systematischen Minimierung von Verzerrungen, während die Grenzen des aktuellen Wissens aufgezeigt werden.

Botschaften zum Mitnehmen

Partielle Meniskusentfernung:

  • Sofortige Vollbelastung und voller BEWEGUNGSUMFANG nach Verträglichkeit (Grad C)
  • Überwachung auf Ergüsse bei Hochrisikopatienten (ältere Menschen, hoher BMI), die vorübergehend Hilfsmittel erfordern können (Klasse D)
  • Laterale Meniskektomien können eine langsamere Genesung mit einem höheren Risiko einer anhaltenden Schwellung aufweisen (Grad D)
  • Progression basierend auf funktionellen Meilensteinen und nicht auf strengen Zeitvorgaben, in der Regel 4 bis 12 Wochen (Note B)

Meniskus-Reparatur:

  • Vertikale Risse: Volle Gewichtsbelastung mit Einschränkung des Bewegungsumfangs für 6 Wochen (Grad C)
  • Komplexe Risse (Wurzel, radial, horizontal): Beibehaltung des Status der Nichtbelastung für 4 bis 6 Wochen mit geschütztem Bewegungsumfang (Grad C)
  • Vermeiden Sie tiefe Kniebeugen, Sprünge und schwenkende Bewegungen für mindestens 4 Monate (Grad D)
  • In Verbindung mit der VKB Rekonstruktion: Befolgen Sie das VKB-Protokoll und beachten Sie dabei die Vorsichtsmaßnahmen für den Meniskus

Meniskus Rekonstruktion (Transplantat/Gerüst):

  • 6 Wochen lang keine Belastung, wobei der Bewegungsumfang anfangs auf 90 Grad begrenzt ist (Grad C/D)
  • Rückkehr zum Sport in der Regel frühestens 12 Monate nach der Operation (Grad D)

Wesentliche klinische Erwägungen:

  1. Frühzeitiger Schutz ist entscheidend für Reparaturen/Rekonstruktionen versus beschleunigte funktionelle Genesung bei Meniskusoperationen
  2. Basieren Sie die Progression auf objektiven Meilensteinen: Auflösung des Ergusses, Wiederherstellung des Bewegungsumfangs, angemessene Genesung
  3. Überweisung an den Chirurgen bei: mechanischen Symptomen, anhaltender Schwellung oder Nichterreichen der erwarteten Meilensteine
  4. Diese Protokolle bieten eine Struktur, ermöglichen aber immer eine individuelle Progression auf der Grundlage der Heilung jedes einzelnen Patienten.

Der klinische Leitfaden des Physiotutors bietet evidenzbasierte Strategien zur Optimierung der Beurteilung und Behandlung von Pathologien des Meniskus.

Referenz

Pujol N, Giordano AO, Wong SE, Beaufils P, Monllau JC, Arhos EK, et al. Der formelle EU-US-Konsens über die Rehabilitation des Meniskus 2024: Eine ESSKA-AOSSM-AASPT-Initiative: Teil I-Rehabilitationsmanagement nach Meniskusoperationen (Meniskektomie, Reparatur und Rekonstruktion). Knie Chirurgie Sport Traumatol Arthroskopie. 2025; 1-12. 

 

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DIE ROLLE DER VMO & QUADS IN DER PFP

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